Balkonien statt Badestrand

Wer im Sommer zu lange Wege für einen Parkbesuch oder den Ausflug zum See meiden, aber dennoch die Sonne genießen möchte, für den oder die ist der Balkon die optimale Ruheoase. Doch oftmals dient der Anbau für Raucher:innen auch nur als kurze Möglichkeit, eine Zigarettenpause einzulegen. Natürlich hängen die Balkon-Aktivitäten auch von der Größe des Balkons ab. Denn wer beispielsweise einen französischen Balkon besitzt, der nur wenige Quadratmeter umfasst, wird nicht großartig die Grillzange schwingen oder Hochbeete anpflanzen können.

Nichtsdestotrotz geben mehr als ein Drittel der Befragten Sonnen und Entspannen als häufigste Aktivität an. Auf der anderen Seite nutzt ebenso fast jede:r Dritte den Balkon, um eben jene Raucherpause einzulegen oder um kurz frische Luft zu schnappen. Und auch für einen kleinen Teil von 3 % hat der Balkon lediglich den praktischen Nutzen eines Abstellorts oder zum Aufhängen der Wäsche. Dienen Deutschlands Balkone nur dem Zweck statt dem Vergnügen? Nichts da! Für ganze 15 % gilt der Balkon auch als kulinarisches Paradies: der wohnliche Anbau wird zum Essen und Trinken genutzt. Des Öfteren laden Balkonbesitzer:innen auch Gäste auf den Balkon ein, um bei einem schmackhaften Abendessen einen gemeinsamen Sommerabend zu verbringen. Und auch der grüne Daumen scheint im Trend zu sein: Knapp jede:r Zehnte gärtnert auf dem Balkon. Balkonien dient demnach tendenziell eher der Freizeitbeschäftigung als zum Arbeiten. Dennoch gab vor allem die jüngere Generation der 18 bis 24-Jährigen mit 3 % an, gerne auf dem Balkon im Home Office zu arbeiten Auch die Befragten der Altersgruppe Ende 30 bis Anfang 40 arbeitet gerne auf dem Balkon.

Zu Sommerzeiten verbringen Unternehmungslustige und Erfrischungsbedürftige die sonnigen Stunden gerne am See, in der Eisdiele um die Ecke oder im Freibad. Laut Umfrage dient Balkonien für die Mehrheit der Balkonbesitzer:innen ebenfalls als beliebter Aufenthaltsort: Durchschnittlich verbringt Deutschland zwischen 2 bis 5 Stunden täglich auf dem heimischen Anbau. Einige Balkonvernarrte können gar nicht genug von Balkonien bekommen. Etwas mehr als jede:r Zehnte der 25 bis 34-Jährigen sitzt gar bis zu 8 Stunden auf dem Balkon. Ob dabei ein ganzer Arbeitstag auf Balkonien verbracht wird oder die Stunden zum Entspannen genutzt werden, bleibt dabei offen. 40 % der Befragten halten sich täglich eine Stunde oder weniger auf dem Balkon auf.

Augen zu und durchatmen: Der Balkon kann als Ort der Erholung und Entspannung dienen. Insbesondere, wenn Balkonbesitzer:innen für eine gemütliche Atmosphäre sorgen. Aber wie steht Deutschland zu Balkondekoration? Liegt eher der liebevoll eingerichtete Balkon im Trend oder bleibt es doch eher simpel und steril? Mit einer großen Mehrheit von drei Viertel der Stimmen steht ein dekorierter Balkon hoch im Kurs. Da die meisten Balkonbesitzer:innen sich am liebsten auf ihrem Balkon zum Entspannen aufhalten, sollte die passende Einrichtung auch stimmen. Einige Deko-Fans mit grünen Daumen gehen sogar so weit, einen nachbarlichen Wettbewerb aus der Balkondekoration zu machen. Lediglich 21 % der Befragten legen weniger Wert auf einen dekorierten Balkon.

Für die meisten Wohnungssuchenden ist er das Non-Plus-Ultra: der Balkon. Verfügt eine Wohnung über keinen Balkon, wäre das in vielen Augen ein Ausschlusskriterium der Immobilie. Auch die befragten Balkonbesitzer:innen empfinden den Anbau als attraktives Merkmal, welches den Wohnwert deutlich erhöht. Würden sie nicht schon ein Sonnendeck besitzen, wären allgemein zwei Drittel bereit, eine höhere Miete dafür zu zahlen. Trotz des schwierigen Wohnungsmarktes und den steigenden Mietpreisen würden knapp 20 % der Befragten sogar ein Drittel der Miete mehr zahlen. Jede:r Zehnte der 18 bis 24-Jährigen geht einen Schritt weiter und würde noch tiefer in den Geldbeutel greifen. Für eine Wohnung mit Balkon würde die junge Generation sogar das Doppelte der Miete zahlen. Andersherum scheint der älteren Generation der Balkon hingegen weniger wichtig: Knapp 40 % der 55 bis 65-Jährigen sind nicht bereit, mehr Miete für Balkonien zu zahlen. Der eigene Garten könnte als mögliche Alternative zum Balkon dienen.

Deutschland würde mehr Miete zahlen für Balkonien. Würden die Balkonbesitzer:innen sogar so weit gehen, auf Wohnraum zu verzichten? Die Ergebnisse zeigen einen Zwiespalt unter Balkonbesitzer:innen. Dennoch würde die Mehrheit der Befragten lieber einen Balkon statt eines weiteren Zimmers besitzen oder zumindest darüber nachdenken. Natürlich spielen hier auch die Wohnungsgröße und die Anzahl an Zimmern eine große Rolle. Deshalb sprechen sich auf der anderen Seite ganze 42 % klar gegen den Verzicht auf ein Zimmer aus und priorisieren den Wohnraum. Ein kleiner Teil (0,5 %) würde zwar nicht auf ein Zimmer verzichten, dafür aber ein Gäste-WC oder eine Abstellkammer opfern, um Zeit auf Balkonien verbringen zu können.

Ab in den Süden – oder halt eben nicht. Spanien, Griechenland oder Italien waren gestern, denn Deutschland entscheidet sich mehrheitlich für den Urlaub mit Destination Balkonien. Ein Drittel der Balkonbesitzer:innen sehen die Vorteile und sprechen sich klar für erholsame Urlaubstage auf dem Freiluftwohnzimmer aus. Insgesamt entscheiden sich ganze 70 % für einen Sommer auf Balkonien: Gründe dafür könnten neben steigenden Reisekosten auch Gemütlichkeit und mangelndes Interesse am Reisen sowie ökologische Aspekte sein. Zwar scheint es knapp ein Drittel doch in ferne Länder zu ziehen: 28 % entscheiden sich gegen den Urlaub auf Balkonien. Dennoch scheint das Sonnendeck bei Deutschlands Balkonbesitzer:innen allgemein großen Anklang zu finden.